M1: „Wir leben!“

08.04.2019

SG Hegensberg-Liebersbronn - HC Hohenems 30:24 (14:14)

Vor dem Anpfiff hätte wohl kaum jemand auf solch ein Resultat der ersten Männermannschaft der SG Hegensberg-Liebersbronn gewettet: zu frustrierend schien der jüngste Negativlauf gewesen zu sein mit immer denkbar knappen Niederlagen, viel zu lang die Verletztenliste mit gleich fünf Stammkräften aus dem aktuellen Kader, um im so wichtigen Abstiegsduell gegen zuletzt sehr starken Aufsteiger HC Hohenems eine Chance zu haben. Und dann das: mit 30:24 (14:14) wurden die mit einem Fanbus angereisten Gäste aus dem Vorarlberg auf die stundenlange Heimreise geschickt. Es war der höchste Saisonsieg für die Handballer vom Berg in der Württembergliga überhaupt, die dadurch auch den direkten Vergleich mit dem neuen Vorletzten HCH gewonnen haben. „Das war eine reife Leistung“, zollte SG-Trainer Jochen Masching hernach seinem Team Respekt. Und die Mannschaft um Kapitän Fabian Sokele postete ein Facebook-Video mit dem Untertitel: „Wir leben!“ Tatsächlich hat sich die hochmotivierte verschworene Gemeinschaft der SG nun drei weitere Endspiele um den Klassenerhalt erarbeitet. „Jetzt wollen wir es noch einmal richtig wissen“, intonierte Co- und Spielertrainer Henning Richter.  

Der angesichts der Ausgangslage doch überraschende Sieg war die richtige Reaktion auf die in den vergangenen Wochen trotz meist guter Leistung verlorenen Spiele. Und es war die richtige Antwort auf einen Gegner, der 60 Minuten lang einen provozierenden und teilweise unsportlichen Auftritt an den Tag legte. Doch die Raptors setzten diesmal perfekt um, was sie sich vor dem Anpfiff vorgenommen hatten: von der ersten bis zur letzten Minute an sich selbst zu glauben, nicht zu hadern mit eigenen Fehlern oder Schiedsrichterentscheidungen, sondern jeder für sich und als Team fokussiert zu sein auf das eine Ziel, nämlich sich die Chance zu erhalten, auch in der nächsten Punkterunde in Deutschlands fünfter Liga auflaufen zu können. „Wir haben gezeigt, was in uns steckt“, so Jochen Masching, „das macht Mut für die entscheidenden Partien.“  

Dabei hatte es zu Beginn der Woche noch ganz anders ausgesehen: der Nackenschlag einer neuerlichen Niederlage beim Schlusslicht in Herbrechtingen saß tief. Zu allem Überfluss war HeLi mit drei weiteren maladen Spielern zurück gekehrt: Nasenbeinbruch bei Dome Fischer, Sehnenabriss am Finger bei Gigi Bayer, Muskelverletzung bei Keeper Adrian Beurer, dazu die ohnehin im Lazarett befindlichen Lucas Schieche und Moritz Hettich. Was sollte da schon gelingen gegen einen HC Hohenems, der zuletzt beim Topteam in Unterensingen gewonnen, zu Hause dem Meisterschaftsmitfavoriten Heiningen einen Punkt abgetrotzt und ja auch das Hinspiel gegen HeLi mit vier Toren Unterschied gewonnen hatte?  

Doch alle negativen Gedanken an einen möglichen weiteren Misserfolg hatte die SG, unterstützt durch Lukas Hach und Torhüter Moritz Achten aus der „Zweiten“, diesmal in der Kabine gelassen: Jetzt erst recht, lautete die Devise. Gewiss, Hohenems strotzte vor Selbstbewusstsein und versuchte von Beginn an, die HeLianer durch rustikalen Einsatz in der Abwehr zu beeindrucken. Doch spätestens nach einer Viertelstunde, als die Gastgeber beim 6:9 mit drei Toren in Rückstand lagen, hatten sich die Schützlinge von Jochen Masching auf diese Spielweise eingestellt – und blieben äußerst cool. Schon wenig später war beim 11:11 der Gleichstand wieder hergestellt und mit einem Remis ging es dann auch in die Pause.  

Schon zu diesem Zeitpunkt hatten auch die Jungen im SG-Team, Jan Heubach etwa, Max Hettich oder der an diesem Tag unwiderstehliche Pascal Geyer ihre ersten Duftmarken gesetzt. Allesamt sollten sie in Durchgang zwei sogar noch eine Schippe drauflegen – wie auch die Routiniers Arne Helms, Wolfi Zeh, Henning Richter und Fabi Sokele. Und jene, die sich nicht in die Torschützenliste eintrugen, Marvin Schatz und Matze Bayer, schufen vorne für die anderen Räume und machten hinten mit die Schotten dicht. Kam doch noch etwas durch, fischte Tobi Funk den Ball in aller Regel weg, der Keeper lieferte, wie die gesamte Mannschaft, eine Glanzleistung ab.  

So ergab es sich, dass schon kurz nach der Pause plötzlich HeLi mit drei Toren führte, eine erste Machtdemonstration. Zwar blieb Hohenems, angetrieben durch ihren unermüdlichen Spielertrainer Gernot Watzl, dran und glich wieder aus – doch beim 22:22 in der 47. Minute sollte dann letztmals Gleichstand herrschen. Denn HeLi hielt sich, anders als in mancher Begegnung davor, nicht mit eigenen vergebenen Chancen auf, sondern machte einfach weiter und immer weiter und ackerte in der Defensive bis zur völligen Erschöpfung. Lohn der Mühe: HeLi setzte sich bis zur 55. Minute bei vier Toren in Folge auf 26:22 ab, und plötzlich wurde der HCH nervös. Der Aufsteiger spürte nun, dass etwas geschehen könnte, mit dem er nimmermehr gerechnet hatte: nämlich, dass die SG mit einem deutlichen Sieg am Ende sogar im direkten Vergleich beider Mannschaften, der im Abstiegskampf noch entscheidend sein kann, die Nase vorn haben würde. In der letzten Auszeit nach 56 Minuten jedenfalls begannen die Gäste zu rechnen – um sich, wieder auf dem Feld, unter dem Druck technische Fehler zu leisten, die die SG zu ihrem Vorteil nutzte. Mit seinem achten (!) Treffer zum 30:24-Endstand machte Pascal Geyer den Sack für HeLi dann endgültig zu. Hut ab!  

Klar ist aber auch, dass das Punktekonto in den verbleibenden drei Spielen weiter aufgebessert werden muss, wenn der Klassenerhalt gesichert werden soll. Insofern wurde der Sieg zurecht gebührend gefeiert, der Blick geht aber auch schon wieder nach vorn in Richtung der Partie am nächsten Samstag in Langenau: „Da erwartet uns ein schwerer Brocken“, sagt Jochen Masching, „aber wer weiß, was passiert, wenn wir uns so entschlossen präsentieren, wie gegen Hohenems…“      

SG Hegensberg-Liebersbronn: Funk, Achten (Tor): Schatz, Richter (1), Geyer (8), Matthias Bayer, Zeh (5), Helms (4/2), Hach, Heubach (4), Hettich (3), Masching, Sokele (5).

Die SG Hegensberg-Liebersbronn ist eine Handball-Spielgemeinschaft des TV Hegensberg e.V. und des TV Liebersbronn e.V.
Geschäftsstelle: Im Gehren 3/1, 73732 Esslingen, Tel. +49 711 3704646, E-Mail: info@sg-hegensberg-liebersbronn.de
©
SG Hegensberg-Liebersbronn 2022 und Pixelkom | Content Management System Weblication CMS bereitgestellt von der Scholl Communications AG